Die Geheimgeschäfte von Firmen und Prominenten

Nach der Veröffentlichung der «Panama Papers» im April 2016 wurden erneut vertrauliche Dokumente von Unternehmen und Superreichen publik, die in Offshore-Konstrukten Steuern vermeiden.

Paradise Papers: Finanzgeschäfte auf dem Inselparadies Bermuda | Bild: Thinkstock
Paradise Papers: Finanzgeschäfte auf dem Inselparadies Bermuda | Bild: Thinkstock

Die Paradise Papers (Paradies-Papiere) sind vertrauliche Unterlagen, die infolge von Datenlecks an die Öffentlichkeit kamen. Die 13.4 Millionen Dokumente aus Steuerparadiesen weltweit wurden der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt. Die Anwaltskanzlei Appleby mit Sitz auf den Bermuda-Inseln steht im Zentrum der Kritik. Die Kanzlei ist eine der führenden Anbieterinnen sogenannter Offshore-Firmen. Zu ihren Kunden zählen viele Prominente aus Politik und der Sportwelt. Neben seriösen Kunden betreut die Kanzlei aber auch Politikerinnen und Politiker, die fragwürdige Geschäfte betreiben. Die Dokumente wurden von einem internationalen Journalistenteam ausgewertet. Mehrere Medien waren an der rund ein Jahr dauernden Auswertung beteiligt. Das neue Datenleck wurde «Paradise Papers» getauft.


Die Offshore-Geschäfte gleichen denjenigen der Panama Papers. Reiche verringern über Briefkastenfirmen ihr Vermögen. Mit diesem Trick kann man die Steuerlast erheblich senken.


In den Dokumenten würden die Namen von mehr als 120 Politikerinnen und Politikern aus fast 50 Ländern und Namen von Unternehmen, Stars und Sportlern auftauchen. Prominente wie U2-Frontman Bono, Königin Elizabeth II, Prinz Charles oder Gerhard Schröder (früherer deutscher Bundeskanzler) sollen in die Offshore-Geschäfte verwickelt sein. Auch zu den Geschäftspraktiken bekannter Weltkonzerne wie Apple, Nike, Uber und Facebook gäbe es heikle Inhalte. In die Schweiz gibt es bei über 2300 Personen und Firmen Verbindungen.


Ob die Schweizer Personen und Firmen wirklich ihr Geld in den Offshore-Konstrukten vor dem Fiskus versteckten, ist unklar. Die Verwendung von Offshore-Konstrukten an sich ist nicht strafbar. Die zuständigen Kantone müssen nun die entsprechenden Steuerdossiers darauf prüfen, ob wirklich Steuern hinterzogen wurden.


Die Enthüllungen führten in vielen Ländern zu Ermittlungen gegen Prominente aus verschiedenen Branchen und es werden öffentliche Debatten über Steuerschlupflöcher, Steueroasen, Briefkastenfirmen, Steuerdelikte und Steuermoral geführt.


Steuerbetrug und Steuerhinterziehung

 

In der Schweiz wird zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung unterschieden.
Eine Steuerhinterziehung liegt dann vor, wenn eine steuerpflichtige Person ihre Einkünfte oder Vermögen im Rahmen der Steuererklärung zu Unrecht falsch, unvollständig oder nicht angibt. Steuerhinterziehung wird in der Schweiz nur gebüsst.
Eine steuerpflichtige Person begeht dann Steuerbetrug, wenn sie absichtlich Steuern hinterziehen will und dafür gefälschte Urkunden verwendet. Zu solchen Urkunden können zum Beispiel Lohnausweise gehören. Im Gegensatz zur Steuerhinterziehung kann Steuerbetrug auch mit Gefängnis bestraft werden.


Panama Papers einfach erklärt (explainity® Erklärvideo)

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Paradise Papers: Datenleck erschüttert Offshore-Welt | Weltspiegel