Die WM in Katar

Noch nie zuvor war eine Fussballweltmeisterschaft von so vielen Nebengeräuschen begleitet wie jene in Katar. Bei der Kritik der Menschenrechtsorganisationen geht es vor allem um die immer noch schlechten Arbeitsbedingungen für die Gastarbeiter*innen.

Wanderarbeiter im Lusail-Stadion

Keystone/Hassan Ammar

Die Fussballweltmeisterschaft in Katar im November und Dezember hat neben dem Feld für einige Misstöne gesorgt. Nicht wenige Fussballfans haben sich entschieden, die WM im Wüstenstaat zu boykottieren. Sie stehen damit nicht allein da: In zahlreichen französischen Städten gibt es diesmal keine «Fanzonen» mit Public Viewing. Mehrere Schweizer Städte sind diesem Beispiel gefolgt.


Im Fokus der Kritik ist die Situation der Gastarbeiter*innen: Bis zu 30'000 sollen am Bau der Stadien beteiligt gewesen sein. Verspätete oder ausgebliebene Lohnzahlungen, gestrichene Ruhetage, Abschiebungen und beschlagnahmte Pässe: Das sind nur einige der Vorwürfe, die aufgekommen sind. Es sind dies die Auswirkungen des in Katar 2014 offiziell abgeschafften, de facto aber immer noch existierenden Kafala-Systems. Auch die Todesfälle auf den WM-Baustellen sind weiterhin ungeklärt. Die Angaben dazu, wie viele Arbeiter*innen ihr Leben lassen mussten, gehen weit auseinander.

 

Die Überarbeitung des Arbeitssystems hat seit 2017 zwar deutliche Verbesserungen gebracht. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kommt aber zum Schluss, dass die Lage weiterhin ungenügend ist. Weitere Missstände wie etwa Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, homophobe Gesetze und Einschränkungen in der Pressefreiheit zeigen ebenfalls, wie viel in Katar immer noch im Argen liegt.

 

Doch nicht nur das Gastgeberland, auch die FIFA wird kritisiert. So ist etwa die Wahl zur Vergabe der WM höchst umstritten. Amnesty International kritisiert die FIFA ebenfalls dafür, dass der Grossanlass ohne Bedingungen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes vergeben worden ist. Und auch während des Turniers hat der Fussballweltverband kein gutes Bild abgegeben: Die One-Love-Armbinde, mit der die Kapitäne von sieben europäischen WM-Mannschaften ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen wollten, wurde von der FIFA verboten.

 

Quellen: Katar: Anhaltende Missstände einen Monat vor Anpfiff der Fussball-WM — amnesty.ch (Letzter Zugriff: 30.11.22)

Das Kafala-System besteht fort - Rosa-Luxemburg-Stiftung (rosalux.de) (Letzter Zugriff: 30.11.22)

WM-Boykott: Ein grotesker Wahnsinn | WOZ Die Wochenzeitung (Letzter Zugriff: 30.11.22)

Katar: Reality Check 2021: Arbeitsmigrant*innen droht weiterhin Ausbeutung — amnesty.ch (Letzter Zugriff: 30.11.22)


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